Charlotte Chable muss die Karriere beenden
18.11.2021
Charlotte Chable hat sich im Alter von 27 Jahren – nach 35 Weltcup-Starts und einer Teilnahme an den Weltmeisterschaften 2015 – dazu entschieden, ihre Karriere als Skirennfahrerin zu beenden.
Charlotte Chable wird keine Skirennen mehr bestreiten. Als Athletin mit unbestreitbarem Talent wurde Charlotte Chable seit ihrem Weltcup-Debüt im Januar 2015 in Flachau immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Nach einer weiteren schweren Knieverletzung, die sie sich im September 2020 zugezogen hatte, hat sie sich Zeit zum Nachdenken über ihre Zukunft genommen. „Ich hatte keine Kraft, um ein erneutes Mal für ein Comeback zu kämpfen. Aber mit der Zeit habe ich immer stärker gespürt, dass ich das Skifahren extrem vermisse. Zudem habe ich festgestellt, dass die Geschichte von mir und dem Skirennsport nicht zu Ende geschrieben ist”, sagte sie, als im Mai 2021 der Entscheid für die Fortsetzung der Karriere gefallen war, gegenüber skinews.ch.
“Wenn ich jetzt aufhören würde, ohne es noch einmal versucht zu haben, wäre diese Story unvollendet. Ich würde mich danach sicher immer wieder – und das auch Jahre später – fragen, was wäre gewesen, wenn du es noch einmal versucht hast? Und diese Frage will ich mir nicht stellen müssen.“ Sie hat es versucht. Sie hat sich auf den Winter vorbereitet, sich auf dem Schnee wieder herangetastet – und nun hat sich doch noch anders entscheiden müssen. Trotz ihrer grossen Motivation fiel es ihr in den vergangenen Trainingswochen jedoch schwer, ihren Körper bis an die Grenzen zu bringen und diejenige Leistung zu erbringen, die sie sich erhofft hatte.
“Ich fühlte mich nicht mehr in der Lage, 100 Prozent zu geben. Ich wollte nach der letzten schweren Verletzung noch einmal versuchen zurückzukommen. Aber jetzt fühle ich, dass mein Körper nicht mehr bereit ist, alles zu geben und die Risiken einzugehen, die mit diesem Sport verbunden sind”, wird Charlotte Chable in einer Medienmitteilung von Swiss Ski zitiert. “Es war ein sehr schmerzhafter Entscheid, den ich treffen musste. Aber ich bin heute bereit, ein neues Kapitel aufzuschlagen – und vor allem all die so bereichernden Erfahrungen mitzunehmen, die ich in den vergangenen Jahren im Weltcup machen durfte und von denen ich mein ganzes Leben profitieren werde.”
Die Waadtländerin wird sich nun ihrem Studium der Kommunikationswissenschaften sowie anderen Projekten widmen. “Ich weiss nicht, was die Zukunft für mich bereithält. Aber ich weiss, dass einige schöne Dinge auf mich warten. Ich werde meinen Bachelor in Kommunikation abschliessen und möchte die Möglichkeit nutzen, auf die eine oder andere Weise in der Welt des Skisports verankert zu bleiben. Ich arbeite gerne mit den Medien, ich mag alles, was mit Kommunikation und der Organisation von Veranstaltungen zu tun hat. Also könnte ich mir gut vorstellen, künftig etwas in diesem Bereich zu machen.” Anlässlich der Ski-Weltmeisterschaften von Cortina d’Ampezzo stand Chable bereits für das westschweizer Fernsehen RTS als Interviewerin im Einsatz.
Mit einem Posting auf Instagram verabschiedet sich Charlotte Chable auch von ihren Fans. Sie habe während des Schreibens dieser Zeilen Tränen in den Augen, gesteht die Romande. “Spitzensport ist das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist. Aber manchmal ist es undankbar und ich habe leider mehrmals den Preis dafür bezahlt. Also Kreuzbandrisse später ist es Zeit für mich, dieses wundervolle Kapitel umzublättern und ein weiteres zu öffnen.”
Charlotte Chable gehörte früh im laufenden Jahrzehnt als knapp 20-Jährige Athletin zu den Hoffnungsträgerinnen im Schweizer Skirennsport. Und im Jahr 2015 schien es, dass sie diesen Hoffnungen auch gerecht werden könnte. Chable, die Technik-Spezialistin aus Villars-sur-Ollon, wurde bei der WM in Beaver Creak 15. und im November des selben Jahres beim Weltcup-Slalom von Aspen starke Neunte – es sollte bis zum heute bekanntgegebenen Karriereende ihr bestes Resultat bleiben. Denn danach ist sie auf ihrem Weg immer wieder hart durch die erwähnten Verletzungen gebremst worden. Vier Kreuzbandrisse liegen hinter ihr und auch Knochenbrüche hatte sie auf dem bisherigen Weg zu überstehen. “Allways believe, never give up“, stand auf ihrer Homepage. Sie hat es versucht, aber einmal gehen auch einer Charlotte Chable die psychischen und physischen Kräfte aus.