Anna Veith: “…egal, ob es dann weiter geht oder nicht”
27.01.2019
Anna Veith verrät in einem Radio-Interview, dass sie nach dem erneuten Kreuzbandriss von vor zwei Wochen öfter ans Karriereende gedacht habe. Sie sagt aber auch: "Ich fühle mich in der Lage, wieder zurückzukommen".
Zwei Wochen nach ihrem Kreuzbandriss am rechten Knie sprach Anna Veith (29) heute (27. Januar) im Ö3-„Frühstück bei mir“ erstmals ausführlich über ihre Verletzung und ihre Zukunftspläne. Derzeit ist Anna Veiths verletztes Bein geschient und sie muss noch mit einer Krücke gehen. „Ich bin froh dass die OP gut verlaufen ist und dass es mir jetzt eigentlich recht gut geht, ich kann es schon gut bewegen, habe wenig Schwellungen und keine Schmerzen.“ Sie wolle jetzt primär ohne Druck und entspannt gesund werden. “Egal, ob es dann weiter geht oder nicht.”
An den Trainingstag am 12. Januar in Pozza di Fassa erinnert sich die Olympiasiegerin so: „Ich bin in den Steilhang reingefahren und es hat mich nach unten gedrückt und beim Linksschwung hab ich dann korrigieren müssen, viel Druck auf den Ski bekommen und durch die Schläge und die Position am Ski ist mein Kreuzband gerissen. Es hat einen Knacks gemacht und ich hab gemerkt jetzt ist das Kreuzband gerissen, mir war das in diesem Moment sofort klar.“ Veith gestand im Gespräch mit Claudia Stöckl auch, dass ihre Verzweiflung über den neuerlichen Rückschlag gross war, in Telefonaten mit ihrer Mutter und ihrem Mann Manuel habe sie auch Tränen vergossen: „Die Emotionen waren extrem, weil ich auf dem Weg an die Spitze zurück war und ich habe sofort das Gefühl gehabt, dass ich meinen Weg nicht beenden kann und das hat mir eigentlich am meisten weh getan.“
Sie habe auch schon nach einem tieferen Grund für den neuerlichen Rückschlag gesucht, so Veith auf Ö3, und erklärt es sich so: „Ich habe versucht im Riesentorlauf wieder an die Spitze zu kommen und da muss man extrem viel Arbeit investieren in Training und in Material testen. Ich habe mir da vielleicht einfach zu wenig Zeit gegeben, vielleicht hab ich einfach in dieser Phase zu viel wollen und das ist auch oft der Grund warum der Körper wieder bremst.“
In den letzten zwei Wochen hat sie öfter an die Beendigung ihrer Karriere gedacht: „Das ist auch okay, weil tief drinnen hat man öfter negative Gedanken und ich denke auch, dass man das zulassen muss, aber das heisst jetzt auch nicht dass es beschlossen ist. Ich fühle mich in der Lage wieder zurückzukommen.“ Mit Anfang April will sie mit einer gezielten Therapie und koordinativen Training beginnen. Die endgültige Entscheidung, ob es das Karriereende- oder ein Comeback geben wird, möchte Veith in Ruhe fällen: „Das wird sicher erst in der Abschlussphase von der Reha passieren, wenn ich merke, es ist eine gute körperliche Voraussetzung wieder da, dann werde ich spüren, ob es weitergeht oder ob ich mit dem zufrieden bin, was ich bis jetzt geleistet hab. Ich denke, es wird schon noch einige Monate dauern.“
Anna Veith bekräftigte die Kritik von Marcel Hirscher an der FIS, die er gleich nach ihrem Unfall öffentlich geäussert hatte. Es gebe zu viel Terminstress abseits der Rennen für die Fahrerinnen und Fahrer. Veith in Ö3-„Frühstück bei mir“: „Ich stimme ihm zu, es wird immer mehr an Medien, wir haben immer mehr abseits der Rennen zu tun, aber das Rennprogramm dazu wird nicht angepasst, es wird immer knapper und immer enger. Wir haben einen Riesenverband bei der FIS, die einmal hinschauen müssen und sagen: wir müssen auch die Athleten schützen um eine Show zu bieten, weil wenn die Athleten nicht mehr da sind, dann gibt es kein Skifahren mehr. Es wäre an der Zeit, um wichtige Veränderungen im Skizirkus zu realisieren“, warnt Veith: „Das wichtigste wäre eine Anpassung vom Rennkalender und von der Vermarktung. Es gibt Rennen, wo zu wenig Arbeiter da sind, um die Pisten gut herzurichten, wo auch wenig Zuschauer sind. Ich finde das es wichtiger wäre, weniger Rennen zu machen, und die Rennen, die man macht, zu hundert Prozent zu vermarkten und Events daraus zu machen und es wieder spannender zu machen. Der aktuelle Trend geht in die andere Richtung, in immer mehr Rennen, Parallel-Events in den Städten, wo oft die Zuschauer fehlen. Wenn man das nicht schnell korrigiert, wird der Skisport immer uninteressanter werden.“
Quelle: ots.at / Ö3